Quelle: Deister Anzeiger der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) vom 13.07.2007
Thüringer gaben beim Glas den Ton an
Der Historiker Klaus Vohn-Fortagne beleuchtet Aspekte der Münderaner Glasgeschichte
Ein wesentlicher Teil der Münderaner Stadtgeschichte ist die Glasgeschichte. Der Historiker Klaus Vohn-Fortagne hat beim Treffen des Vereins Forum Glas einen Abriss gegeben.
VON ERNST AUGUST WOLF
BAD MÜNDER. Vohn-Fortagne beleuchtete im Cafe Meynen mithilfe bislang unveröffentlichter Quellen den Verkauf der Glashütte Süntelgrund von Rudolf Bornkessel an Friedrich Sünder. Ein Firmentransfer, der im Jahr 1938, also unmittelbar vor Kriegsausbruch, stattfand. Die Dokumente des Briefwechsels geben einen Einblick in die Zeit der von der Rüstungsproduktion angefachten Wirtschaftskonjunktur. "Die Glasmacherei hatte immer einen Wert für die Rüstung. In Bad Münder wurden medizinische Gläser hergestellt, und daran hatte man während des Krieges einen großen Bedarf", sagte der Historiker. Der Schriftwechsel zwischen Bornkessel und Sünder lässt jedoch die Frage offen, warum Bornkessel seine florierende Glashütte, deren Umsatzzahlen seit 1936 ständig gestiegen waren, verkaufen wollte. "Er wurde in der Münderaner Bevölkerung als jemand bezeichnet, der auf großem Fuß lebte, und er schien bei den Einwohnern nicht sonderlich wohlgelitten gewesen zu sein", sagte Vohn-Fortagne. Die historischen Dokumente machen Rudolf Bornkessels Ärger mit den Steuerbeamten der Stadt und der Stadtverwaltung deutlich. Mitten in einem schwebenden Patentverfahren - es ging um die "Tropfflaschenangelegenheit" - wechselte die Glashütte den Besitzer. Was diese Tropfflaschenangelegenheit genau war, darüber rätselte auch der Glasstammtisch, allerdings ohne einer Lösung näher zu kommen. Vohn-Fortagnes Rückblick auf die Mündersche Glasfabrikation der ausgehenden dreißiger Jahre regte die Diskussion der Glasfreunde zwar an, doch waren diese noch mehr an technischen Details interessiert als an der Einbindung der Dokumente in die große Politik der Vorkriegszeit. Zumindest aber der damals eklatante Gegensatz zwischen Theoretikern und Praktikern wurde treffend herausgearbeitet. Das Know-how der Glasfertigung kam damals ohnehin aus Thüringen. "Die Thüringer gaben den Ton an, auch in Bad Münder. Hier durfte man die Pipetten zusammensetzen, die dort gefertigt worden waren", sagte Vohn-Fortagne.
Ein Schreiben aus dem Jahr 1934 von Rudolf Bornkessel an den damaligen Bürgermeister. Bornkessel verkaufte seine florierende Glashütte.
Wolf
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