Klein Süntel. „Ich bin zwar hinsichtlich der Interpretation der Ergebnisse etwas vorsichtiger als üblich, dennoch haben wir die Ziele der Testgrabung zu einhundert Prozent erreicht“, teilte Roland Wessling von der südenglischen Universität Cranfield bei der Vorstellung der Grabungsergebnisse mit. Im Mittelpunkt der angelegten Schnitte durch das Areal hinter der Klein Sünteler Seniorenresidenz habe man das Zentrum der Arbeitsfläche der ehemaligen Glashütte gefunden. „Dort haben wir dann ein Dreieck nach Nordosten ausgestochen, das uns schon viel über die Mechanik der Arbeitsprozesse verraten hat, weil es dort etliche kleine Kammern gab. Genau da würden wir jetzt gerne weitergraben.“ In zahlreichen Fotos, dreidimensionalen Darstellungen und Zeitrafferfilmen wollen Roland Wessling und sein Team auf der Internetseite des münderschen Vereins „Forum Glas“ die Grabungsergebnisse demnächst veranschaulichen. Die Ergebnisse rechtfertigten eine weitere Grabungsphase, so der Archäologe, der sich hinsichtlich der Bedeutung des Klein Sünteler Fundes der Unterstützung der Fachleute sicher sein darf. „Zukünftige Ausgrabungen durch unser Team auf diesem Areal könnten einen Bereich von etwa einem Drittel der gesamten Glashütte erschließen. Dieses würde nicht nur ein tief gehendes und vollständiges Verstehen der Baukonstruktion und der Produktionsabläufe ermöglichen, sondern auch Rückschlüsse auf die mögliche Kegelkonstruktion zulassen“, ist sich der Archäologe sicher. „Die Grabung ist sehr bedeutend“, meint auch der Historiker Klaus Vohn-Fortagne. „Endlich kann mal nachgewiesen werden, wie sich die Hüttenstandorte hier in Klein Süntel verändert haben. Es ist vielleicht die letzte, aber nicht die einzige Hütte gewesen.“ In der Osterzeit soll die zweite Grabungsphase anlaufen. „Wir gehen derzeit von zwei Wochen aus“, kündigte der Vorsitzende von „Forum Glas“, Hermann Wessling, an. Entsprechende Anträge bei der Niedersächsischen Bingo-Stiftung seien auf dem Weg. Und auch hinsichtlich der Erteilung einer offiziellen behördlichen Grabungsgenehmigung sei man sehr zuversichtlich. Das ganze Areal solle optisch optimal vermessen werden, so Roland Wessling zu den Zielen der zweiten Grabungsphase. Daraus könne dann die Lage der Hütte in der Umgebung errechnet werden. „Das ist eine ideale Aufgabe für Studierende“, so der Wissenschaftler. Insbesondere wolle man anhand der Höhenverhältnisse den Produktionsfluss zwischen Süntelkohle und Glashütte klarmachen, kündigte Roland Wessling an. Rund 15000 Euro veranschlagt Hermann Wessling für die nächste Runde der Ausgrabung. Etwa ein gutes Dutzend Studenten und Begleitpersonen würden dazu zur Osterzeit nach Bad Münder kommen. „Deshalb suchen wir natürlich Unterkünfte für die jungen Leute, aber auch alte Zeugnisse wie Bilder oder Dokumente sind für uns im Zusammenhang mit den Ausgrabungen sehr wichtig“, so Hermann Wessling. Aus Sicherheitsgründen werde auch die Erweiterungsgrabung hinterher wieder verfüllt. Ob es eine dritte Grabung geben werde? „Warum nicht?“, meint Roland Wessling. Es werde sich zeigen, ob die Klein Sünteler Grabung kulturhistorisch bedeutsam sei oder sich als eine von vielen erweise. Von Christoph Huppert |