Glashütten-Standort Klein Süntel: Ausgrabungen gehen in eine neue Phase
Von Christoph Huppert
Klaus Vohn-Fortagne (v.l.), Dr.Monica Seebach und Dr.Christian Leiber (r.) untersuchen das von Günther Schmidt aus Hameln gefundene Flascchensiegel, das auf "Pyrmonter Stahlwasser" verweist. Fotos: Huppert
KLEIN SÜNTEL. „Ich hab´ was gefunden“, jubelt Ulrike Lohoff-Erlenbach. Stolz hält die 63-jährige studierte Alt-Amerikanistin ein kaum daumengroßes Glasfläschchen in die Höhe. „Das ist unheimlich spannend“, sagt die Mitarbeiterin des Glasmuseums Rheinbach bei Bonn, die auf eigene Kosten nach Klein Süntel gekommen ist. Als sie ihren Fund dem Historiker Klaus Vohn-Fortagne zeigt, ist die Überraschung groß. „Um 1700“, bestätigt der Experte. Drei Wochen lang werden Interessierte die Ausgrabungen am Ort der alten Glashütte am Süntelhang fortsetzen. Die vier Schürkanäle der Anlage sind derzeit mit blauen Planen abgedeckt und, mit Sand verfüllt, vor Witterungseinflüssen geschützt. „Die jetzt begonnene Grabung legt Suchschnitte im Bereich der damaligen Abraumhalden, denn die sind für Archäologen immer besonders interessant“, erklärt Grabungsleiter und Glasexperte Dr. Christian Leiber, der täglich aus Holzminden anreist. Leiber setzt damit die Arbeit des verstorbenen Peter Steppuhn fort. „Flaschensiegel, Flaschenhälse und andere Fundstücke werden uns helfen zu bestimmen, welche Produkte hier am Ort hergestellt wurden“, so der ehemalige Holzmindener Kreisarchäologe. Eine Besonderheit der jüngsten Grabung: Profis und Laien arbeiten Hand in Hand mit vollem Eifer und präsentieren Vohn-Fortagne und Leiber ein ums andere Fundstück. Auch Robert Stephen Richmond und Gundolf Kijewski, die beide 2016 vom Job-Center Hameln für sechs Monate in ihrer Mitarbeit im Grabungsprojekt gefördert wurden, sind wieder dabei und greifen ebenso engagiert zu Schaufel und Grabungslöffeln wie die Lebensgefährtin des verstorbenen Peter Steppuhn, Dr. Monica Seebach aus Nienburg. Für Ulrike Lohoff-Erlenbach und ihren Ehemann Walter ist es eine Art „Aktivurlaub“. Bei allem ehrenamtlichen Engagement: Ohne finanzielle Förderung gehe es jedoch nicht, erklärt Hermann Wessling vom Forum Glas Bad Münder. Immerhin darf sich Wessling über die tatkräftige Hilfe namhafter Sponsoren freuen. „Insgesamt 41000 Euro“, sagt Wessling. „Die Deutsche Stiftung Denkmalsschutz sowie die Stiftungen von Sparkasse und VGH sind schon das dritte Mal dabei“, freut sich der Vorsitzende. Da die Arbeiten im Freien stattfinden, ist auch das Corona-Risiko kein besonderes Hindernis. „Die Abstände sind gesichert“, garantiert der Grabungsleiter. „Mit dem Verlauf und den Funden sind wir alle hochzufrieden“, bestätigt auch Vohn-Fortagne, der noch einmal die überregionale Bedeutung der Ausgrabungsstelle hervorhebt. „Man kann das schon als archäologische Sensation bezeichnen.“ Auch in den kommenden Tagen werden Laien und Profis weiterhin Stück für Stück die Abraumhalden freilegen und untersuchen – immer auf der Suche nach selbst kleinsten Fundstücken. Wie dem daumennagelgroßen Glassiegel, das Günther Schmidt aus Hameln gefunden hat und das die Aufschrift „Stahlwasser“ trägt. „Eine Pyrmonter Marke“, stellt Vohn-Fortagne fest. Am Ende hoffen alle darauf, dass die vom Landesamt für Denkmalsschutz als bedeutende norddeutsche Grabung bezeichnete Fundstätte einmal zu einem dauerhaft kulturhistorisch wichtigen Bodendenkmal im Naturpark Weserbergland wird. Eine Aussicht, die alle Helfer vor Ort antreibt.
Ulrike Lohoff-Erlenbach präsentiert ihren Fund.
Foto: Huppert
Das Grabungsteam in Klein Süntel 2020
Von links: Gundolf Kijewski, Klaus Vohn-Fortagne (Historiker), Dr. Monica Seebach, Robert Stephen Richmond, Ulrike Lohoff-Erlenbach, Hermann Wessling (Forum Glas), Dr. Christian Leiber (Archäologe), Rainer Krahl.
An diesem Tag abwesend :
Dr. Peter Knappe, Walter Erlenbach.
Foto: Huppert
28.08.2020:
„Mit dem glasarchäologischen Projekt Klein Süntel geht es mit zwei neuen Projekten in diesem Jahr weiter“
Ein Audiobeitrag von Christoph Huppert für den lokalen Radiosender Radio Aktiv (www.radio-aktiv.de)
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In dieser Rubrik stellen wir Ihnen unser Forum Glas e.V. durch diverse Artikel aus der regionalen Presse vor. Wir beschränken uns überwiegend auf Beiträge der Neuen Deister Zeitung (NDZ), weisen aber sehr gern darauf hin, dass viele dieser Beiträge der Redaktion in Bad Münder auch in der Deister Weser Zeitung (DEWEZET) und im Deister-Anzeiger der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) sowie der Hannoversche Presse (HP) erschienen sind. Außerdem sind wir auch für die Audiobeiträge von Christoph Huppert und Renate Müller De Paoli in Radio Aktiv - dem Lokalsender aus Hameln - dankbar. Sie alle geben einen guten Einblick in die Entstehung und die jetzige Arbeit unseres Forums.
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