15 Jahre Forum Glas – und ein engagiertes Ziel: Bad Münder soll ein Glas-Zentrum in Niedersachsen werden
Von Jens Rathmann
BAD MÜNDER. Einer der jüngeren Vereine im Stadtgebiet – aber vielleicht der Verein, dessen Arbeit deutlicher als die anderer ehrenamtlicher Initiativen im Stadtbild sichtbar wird, weil sie in Teilen als Kunstobjekte an markanten Orten zu bewundern ist. Dabei ist die Glaskunst nur ein Bereich, dem sich das Forum Glas seit seiner Gründung vor 15 Jahren verschrieben hat. Was bei der Gründungsveranstaltung am 28. März 2006 im Foyer des Martin-Schmidt-Konzertsaals als grundsätzliche Zielrichtung ausgegeben wurde, hat auch heute noch Bestand: Die vierhundertjährige Tradition der Glasherstellung in Bad Münder nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, die kulturhistorisch wie ökonomisch wichtigen Fakten der heimischen Bevölkerung zu vermitteln und für den Kulturtourismus zu erschließen. Ideengeber und Motor der zahlreichen Vereinsaktivitäten, die in den vergangenen Jahren Bad Münder auch überregionale Beachtungen brachten, ist Hermann Wessling. Als er 2006 mit dem inzwischen verstorbenen Dr. Jürgen Borghardt sowie Hans-Georg Diekmann, Nicola Schröder-Rhein, Klaus Vohn-Vortage und Dagmar Strakosch-Fritsch die Vereinsgründung moderierte, konnte der Zusammenschluss bereits auf zahlreiche Aktivitäten verweisen, die das für Bad Münder so bedeutende Glas in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rückten: So wurde der Glas-Skulpturen-Weg zwischen Altstadt und Kurpark bereits 2004 in Angriff genommen, Festivals wie die City-Initiative „Ab in die Mitte“ eng mit dem Thema Glas verknüpft. Mit der Vereinsgründung wurde dann der Rahmen geschaffen, um die Arbeit auf eine breitere Basis zu stellen. In jüngerer Vergangenheit zeugen Projekte wie die Glaskunst-Installationen von Künstlern wie Jean-Paul Raymond im Kurpark, die von Auszubildenden des münderschen Ardagh-Glaswerks gemeinsam mit Künstler Bernd Wiegand am Rohmel-Kreisel geschaffene Lichtskulptur oder die Installation „der Fluss“ von Mike Spahn vom Vereinsengagement, dessen Großprojekt der vergangenen Jahre allerdings bei Vereinsgründung noch nicht absehbar war: Die Entdeckung der ehemaligen Glashütte Klein Süntel 2011 eröffnete dem Forum Glas das weite Feld der Glasarchäologie, machte es zum Partner des Niedersächsischen Heimatbundes und des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege. Die Arbeit überzeugte auch renommierte Finanzgeber wie die Stiftungen der hiesigen Banken und Sparkassen, die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung, die Klosterkammer Hannover, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz sowie Entscheider über Leader-Mittel der EU. Das Vorhaben in Klein Süntel vereint zentrale Vereinsziele, etwa die Möglichkeit zur Entwicklung von Kulturtourismus wie auch der Schärfung des lokalen Bewusstseins für die Industriekultur. Immer im Blick hatten die Vereinsverantwortlichen seit der Gründung immer auch Kinder und Jugendliche. Glasfusingkurse und Musikworkshops zum Thema Glas wurden organisiert, die Auseinandersetzung der Jugend mit der Glaskunst als gestaltendes Element der Stadtgestaltung und der historischen Bedeutung der Glasproduktion für das Deister-Sünteltal gefördert. Jüngstes Vorhaben des Vereins: Nach dem Tod des renommierten Glassammlers Albert Schwiezer, der zahlreiche historische Gläser in seiner Sammlung vereint hat, die nachweislich aus Glashütten in Klein Süntel und in benachbarten Glasmanufakturen im Weserbergland stammen, will das Forum Glas die Sammlung dauerhaft in der Region unter seinem Namen erhalten. Dazu bemüht sich der Verein um Fördermittel. „Sollte es gelingen, die historischen Gläser zu erwerben, wäre dies ein kulturgeschichtlich ganz seltenes Ereignis: Sie würden an den Ort ihrer ursprünglichen Fertigung zurückkehren und würden gleichzeitig zu einem ,funkelnden Edelstein‘ in der jetzt schon reichhaltigen Angebots- Palette des Forum Glas“, sagt Hermann Wessling. Bad Münder käme so dem Ziel, ein Zentrum für altes und neues Glas in Niedersachsen und darüber hinaus zu werden, ganz erheblich näher. Fotos: Rathmann/Privat
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