Ministerium und Kulturstiftung würdigen den Einsatz des Forum Glas für das kulturelle Selbstverständnis
Von Jens Rathmann
BAD MÜNDER. Ihr Wert, ihre Bedeutung erschließt sich nicht auf den ersten Blick: Historische Gebrauchsgläser waren zu ihrer Zeit Alltagsgegenstände, Transport- und Aufbewahrungsmittel für Heilwasser, Wein, Parfum. Sie wurden genutzt, bis sie zerbrachen. Heute haben diese historischen Gläser sehr wohl eine große Bedeutung – sie sind wichtige Zeugnisse aus den vergangenen Jahrhunderten, stehen für eine Zeit, in der Gebrauchsgläser aus der Region Süntel ein wichtiges Industriegut waren. Dem Sammler Albert Schwiezer war dieser Aspekt sehr bewusst, und so plante er bereits zu Lebzeiten mit Hermann Wessling, Vorsitzender des Forum Glas, wie die für die Kulturgeschichte der Region wichtigen Gläser öffentlich präsentiert werden können. Dass es rund zwei Jahre nach dem plötzlichen Tod Schwiezers doch noch eine Lösung gibt, freute Wessling außerordentlich. „Ein Traum geht für Forum Glas in Erfüllung“, erklärte er zur Eröffnung einer Dauerpräsentation von rund 70 besonderen Exponaten, die nun im Museum im Wettbergschen Adelshof zu sehen sind. Wenn auch Wessling die Bedeutung großer Förderer wie der Kulturstiftung der Länder, die 61 670 Euro für den Ankauf und die Präsentation zur Verfügung stellt, oder die Beteiligung des Landes mit einem Zuschuss in Höhe von 15 000 Euro herausstellte, so betonten Vertreter unterschiedlicher Institutionen und Einrichtungen bei der aus Platzgründen in die Petri-Pauli-Kirche verlegten Eröffnungsveranstaltung doch Wesslings außerordentliches Engagement, ohne das die dauerhafte Ausstellung sicher nicht zustande gekommen wäre. Corinna Fischer, Abteilungsleiterin im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, überbrachte eine Grußnote des verhinderten Ministers Björn Thümler: „Mit der Sammlung Albert Schwiezer wird ein wichtiger Baustein für die öffentliche Vermittlung einer frühindustriellen Kulturlandschaft allen interessierten Menschen zugänglich“, erklärte Fischer für den Minister – und auch: „Das ist vor allem dem unermüdlichen Engagement von Hermann Wessling zu verdanken.“ Mit „Beharrlichkeit und Leidenschaft“ habe er sich um das niedersächsische Kulturerbe besonders verdient gemacht. Aus Berlin war Professor Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, nach Bad Münder gekommen. „Die erworbenen Gläser stammen aus Glashütten der Weserbergland-Region, künden von der 400-jährigen Tradition der Glasherstellung nicht nur in Bad Münder“, stellte Hilgert heraus. Die ersten Zeugnisse der Glasproduktion in der Region reichten über 1000 Jahre zurück. „Die Ausstellung verweist auf eine Industriekultur, die Glasproduktion, die die Region über viele Jahrhunderte hinweg geprägt hat und dies bis heute tut.“ Die Ausstellung sei aber auch Symbol eines wahrlich beispielhaften bürgerschaftlichen Engagements. Der Verein Forum Glas schaffe es seit seiner Gründung 2006 in geradezu vorbildlicher Weise, das kulturelle Selbstverständnis der Region zu stärken, indem er die Geschichte sowie die Kultur der Glasproduktion sichtbar mache. Auch Hilgert stellte Wesslings besonderes Engagement und seine Leidenschaft für bürgerschaftliches Engagement heraus. In die lange Liste der Redner der Eröffnungsfeier reihte sich neben Bürgermeister Dirk Barkowski, Museumsleiter Dr. Kai Witthinrich und Pastorin Barbara Daentzer als Hausherrin auch Landrat Dirk Adomat ein. „Wir müssen uns bewusst machen, was die Menschen damals für einen Schatz in den Händen hielten. Glas, das hier produziert wurde“, erinnerte er an die Bedeutung der Glasherstellung. Das historische Gebrauchsglas aus der Weser-Region, insbesondere aber die Sammlung Albert Schwiezer, brachte Wieland Kramer den Gästen der Eröffnungsveranstaltung näher. Dabei würdigte der Herausgeber und Chefredakteur der Zeitschrift „Der Glasfreund“ auch Schwiezer. Er näherte sich unter der Fragestellung, wie mit dem materiellen und immateriellen Erbe einer einzigartigen besonderen Person umgegangen werden solle, dem außergewöhnlichen Sammler. Dessen Tochter Stefanie schließlich dankte allen Beteiligten, dass ein Teil der Sammlung ihres Vaters im Wettbergschen Adelshof präsentiert werden kann und der Nachwelt erhalten bleibt. „Es freut mich auch sehr, dass Bad Münder seinem Ziel, zum Zentrum für altes und neues Glas zu werden, damit wieder ein großes Stück näher gekommen ist.“ Die Ausstellung ist seit dem Wochenende zu den Öffnungszeiten des Museums zu sehen.
Kurator Klaus Vohn-Fortagne (2.v.r.) führt Gäste der Eröffnungsfeier durch die neue Ausstellung im Wettbergschen Adelshof. Fotos: Rathmann
Susanne Würmell eröffnet die Feierstunde auf der Glasharfe.
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